4 TAGE BIS ZUM HOCHZEITSFEST

Henrick Hoogestrat pfiff vor sich hin, als er auf den Parkplatz des Gutshofes einbog. Er fühlte sich hier schon wie zuhause. Ein echter Glücksfall, diese Oegenbostels. Nichtmal ein Jahr war es her, dass er, von seinem Wohnort Bremen kommend, in Berkhof von der A7 abbog, nur um sich im stockenden Verkehr der L 190 wiederzufinden.
Nachdem er vor den Schranken am S-Bahnhof Bennemühlen eine gefühlte Ewigkeit warten musste, bog er einfach mal rechts ab, um irgendwo zu rasten und die Sonne zu genießen.
Die kleine Straße zum Friedhof Bennemühlen war er hineingefahren und dann einfach zu Fuß den Schildern des Geopfades gefolgt. Dort oben, bei den Gucklochsteinen, hatte er sich so wunderbar entspannt, dass er beschloss: Diesen Blick in die Weite, über die Wedemärker Felder, würden auch andere genießen. Ein Hotel, dessen Stockwerke über die Wipfel der Wälder reichten - da müsste der unverstellte Blick in die Natur schier endlos wirken.

Henrick Hoogestrat hatte eine Frau, die gerade auf dem Friedhof Blumen goss, gefragt, wem das Land wohl gehöre und ob es touristische Attraktionen in diesem Gelände gäbe.
Die Bennemühlerin hatte ihn zu Eugen nach Oegenbostel geschickt. Henrick hatte keine Probleme, den Gutsherrn als Freund zu gewinnen. Wenn man sich für die Geschichte derer von Oegenbostel interessierte, stand man rasch in Eugens Gunst. Nachdem er mit dem Gutsherrn einen Spaziergang zur Höhe 92 gemacht hatte, sah er das künftige Hotel vor dem inneren Auge: Hoch und schlank sollte es aussehen, geformt wie der ehrwürdige historische Gauß-Stein, der sich dort befand. Flach in den Wald hinein sollte sich ein SPA-Bereich ziehen, mit gläsernen Fronten in Richtung der einsamen Wälder. 

Und Eugen? Der hatte nur gleichmütig angemerkt, dass die Waldpreise aber ganz schön gestiegen seien und er, Henrick, für das Gelände ordentlich in die Tasche greifen müsse.
Nun, das sollte kein Problem sein.
Er hatte ja noch einen Trumpf in der Tasche - seinen Sohn Henner, den er losschickte, Eugens Tochter Heidelinde zu becircen. Henner war nicht wirklich geschäftstüchtig. Aber Charme hatte er...

Nie hätte Henrick vermutet, dass sein Sohn die resolute Boulevardjournalistin schließlich heiraten würde. Nötig wär das nicht gewesen - Henner sollte nur dafür sorgen, dass Heidelinde keine Einwände gegen das Bauprojekt erhob. 
Doch die Sache mit der Hochzeit war besser. Viel besser. Nun kam nicht nur das waldige Bergland für ein Hotel in Frage - Heidelinde war offen für ein komplettes Country-Resort auf dem alten Gutshof!

Henrick winkte dem Gutsherrn, der schon in der Tür stand, als er aus dem Auto stieg. "Komm rein, die Resi hat uns was Feines gekocht", rief Eugen. Ja, es war wie nach Haus kommen.
Ein echter Glücksfall, diese Oegenbostels.
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